Das Geheimnis ist gelüftet – der neue Dinosaurier, den ein Team von Wissenschaftlern um Prof. Dr. Ulrich Joger im Niger im Jahr 2007 ausgegraben haben, heißt „Spinophorosaurus nigerensis“. Namensgebend für die „stacheltragende Echse aus Niger" wurden vier verknöcherte Dornen an der Schwanzspitze.
Der Name des Dinosauriers und eine genaue Beschreibung der neuen Sauropoden-Gattung wurde von deutschen und spanischen Paläontologen nun erstmals im Online-Fachmagazin PloS ONE veröffentlicht. Es existieren zwei fast vollständige Skelette der neuen Gattung, eins wurde von einem Team des Staatlichen Naturhistorischen Museums geborgen und zur Erforschung nach Braunschweig verschifft, ein weiteres wurde von Mitarbeitern des Museo Paleontologico de Elche ausgegraben und nach Spanien verbracht. Die wissenschaftliche Beschreibung übernahm ein Paläontologe des Steinmann-Instituts der Universität Bonn, Dr. Kristian Remes, in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der beiden Museen.
Im Verlauf der Erforschung von Spinophorosaurus nigerensis stellte sich heraus, dass der Sauropode im Norden des jurassischen Kontinents „Gondwana“ beheimatet war, also im heutigen Nordafrika vor ca. 170 Millionen Jahren. Die Entdeckung des Sauriers ist für die Wissenschaft besonders wichtig, weil er am Beginn des Stammbaums der Sauropoden steht, wie besondere Merkmale des Schädels und der Wirbelsäule den Forschern verrieten. Spinophorosaurus trägt somit dazu bei, Licht ins Dunkel der Entstehungsgeschichte der Langhals-Saurier zu bringen. Er war ein musterhafter Sauropode mit vier säulenartigen Beinen, langem Hals, langem Schwanz – von der Schnauze bis zur Schwanzspitze maß er stolze 14 m – und einem kleinen Kopf. „In knapp fünf Wochen eröffnen wir unsere große Ausstellung „Projekt Dino“ – wir freuen uns, dass wir den Saurier nun unter seinem korrekten wissenschaftlichen Namen der Öffentlichkeit präsentieren können“, betont Prof. Joger.
Die Ausstellung unter der Schirmherrschaft des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff erzählt die spannende Geschichte der vier Expeditionen in die Republik Niger, die Braunschweiger Wissenschaftler in den Jahren 2005 bis 2008 unternommen haben – die ersten erfolgreichen deutschen Dinosaurier-Grabungen seit der Tendaguru-Expedition des Berliner Naturkundemuseums vor knapp 100 Jahren. Sie präsentiert die Ergebnisse der Expeditionen – neben der Entdeckung des neuen Dinosauriers auch die Entdeckung von Spuren eines zweibeinig laufenden Raubsauriers, der in diesem Teil der Welt bisher noch nicht nachgewiesen werden konnte. Darüber hinaus werden drei weitere vollständige Skelette von Dinosauriern gezeigt, die in den 90er Jahren von amerikanischen Paläontologen in der Republik Niger gefunden wurden (Leihgabe aus Chicago). Neben den vollständigen Dinosaurierskeletten werden zahlreiche weitere Originalknochen und Dinosaurierschädel präsentiert. Außerdem wird ein Bezug zu den in den letzten Jahren in Niedersachsen nachgewiesenen Dinosauriern hergestellt: Der kleine Sauropode Europasaurus holgeri aus dem Oberjura des Langenbergs bei Oker (Harz) zeigt Verwandtschaftsbeziehungen zu den viel größeren Sauropoden Jobaria aus Niger.
Aufgrund der Größe der Objekte wird die Ausstellung nicht im Staatlichen Naturhistorischen
Museum selbst, sondern in einer großen Halle auf dem benachbarten Gelände der Rebenpark
GmbH präsentiert. Vom 10. bis zum 18. Oktober, also in den Herbstferien, ist die Ausstellung
schon für Kinder geöffnet – erwachsene Besucher haben ab dem 21. Oktober Zutritt.