Jugend im Gleichschritt!?

Sonderausstellung zum "Mythos" Hitlerjugend

In Reih und Glied stehen sie, ordentlich frisiert und die Uniform frisch aufgebügelt, schwenken Fahnen und heben den Arm brav zum Gruß an den Führer – dieses Bild dominiert heute den Blick auf die Hitlerjugend, die zentrale Institution für deutsche Kinder und Jugendliche von 1933 bis 1945.

Das Braunschweigische Landesmuseum zeigt vom 12. Februar bis zum 28. April die Sonderausstellung „Jugend im Gleichschritt!? Die Hitlerjugend zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ des NS Dokumentationszentrums der Stadt Köln und präsentiert nicht nur das angestrebte Idealbild der nationalsozialistischen Erziehungsinstanz, sondern besonders auch die Heterogenität der damaligen Lebenswirklichkeit der in ihr organisierten Jungen und Mädchen. Denn dem Befehl zur Ausbildung der jüngsten Bürger in Rassenkunde und gesellschaftlichen Rollenzuweisungen - zukünftiger Soldat einerseits, Hausfrau und gebärfreudige Mutter andererseits – in der Hitlerjugend und dem angeschlossenen Bund deutscher Mädel – stand oftmals die Umsetzung vor Ort mit den dort herrschenden Lebensbedingungen gegenüber.
Mithilfe von Informationstafeln, Medienstationen und Originalobjekten werden wichtige Aspekte der Entwicklung der Hitlerjugend zur „Staatsjugend“ des Deutschen Reiches thematisiert. Das Spektrum reicht von deren Organisation und Mitgliederentwicklung über den „Dienst“ zwischen Heimabend, Sport und Fahrten bis zur Wehrerziehung und dem anschließenden Einsatz der HJ im Krieg.

Der Ausstellung liegt ein dreijähriges Forschungsprojekt des NS-Dokumentationszentrums zur Hitlerjugend zugrunde. Das Braunschweigische Landesmuseum hat die Ausstellung durch Thematisierung der Gebietsführerschule und der Akademie für Jugendführung um eine regionale Perspektive ergänzt. In Braunschweig waren mit diesen Institutionen zwei für den Nationalsozialismus zentrale Ausbildungsstätten angesiedelt. Die Akademie für Jugendführung z. Bsp. war die oberste nationalsozialistische Ausbildungsstätte für die Führungsriege der Hitlerjugend. Eingebaut wird auch die Geschichte des in den 1980er Jahren bekannt gewordenen „Hitlerjungen Salomon“ alias Sally Perel, der in Peine geboren wurde und aufwuchs und in Braunschweig die Adolf-Hitler-Schule besuchte.