Der Einfluss aktiver Bevölkerungsbeteiligung auf museale Sammlungen am Beispiel historischer und jüdischer Museen wird im Mittelpunkt einer Tagung des Braunschweigischen Landesmuseums im April 2023 stehen.
Museen und Sammlungen verdanken ihre Gründungen nicht selten ausgeprägtem bürgerlichem Engagement. Das Braunschweigische Landesmuseum möchte die Sammlungsstrategien und -konzepte historischer und jüdischer Museen, die durch eine starke Beteiligung der Öffentlichkeit initiiert wurden, diskutieren. Bald nach der Gründungsphase stießen bürgerliche museale Initiativen an ihre Grenzen. Der Aufbau und die Pflege der Sammlung sollten wissenschaftlich betreut werden. Dafür wurde die Leitung an qualifizierte Wissenschaftler abgegeben.
Am 1891 gegründeten Vaterländischen Museum, heute das Braunschweigische Landesmuseum, war dies der Kunsthistoriker Karl Steinacker (1872-1944). Sein Konzept war darauf ausgerichtet, die Sammlung zu diversifizieren. Vernetzt innerhalb der Gesellschaft des Braunschweiger Landes, fand Karl Steinacker für seine Diversifizierungspläne auch innerhalb der jüdischen Gemeinden Unterstützung. Ausgelöst wurde dieses Engagement durch die Erwerbung der Inneneinrichtung der Hornburger Synagoge 1924. Danach erreichten das Museum zahlreiche Leihgaben und Schenkungen von Jüdinnen und Juden aus dem Land Braunschweig, die zu einer eigenen jüdischen Abteilung innerhalb des Museums zusammengeführt wurden. Die Beziehung zwischen Museum und jüdischer Gemeinschaft setzte sich nach 1945 fort. So beteiligten sich Jüdinnen und Juden aktiv an der Erweiterung der jüdischen Sammlung sowohl bei der Wiedereröffnung der Judaica-Abteilung 1987 als auch bei deren Neukonzeption 2021.
Daran anschließend stellen sich folgende Fragen mit Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft:
Wie beeinflusst aktive Bevölkerungsbeteiligung den Aufbau und die Weiterentwicklung musealer Sammlungen? Welches Mitspracherecht haben Bürgerinnen und Bürger und wie ist das Verhältnis zwischen bürgerlichen Beiräten zu Museumsleitungen? Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich aus dieser Partizipation und diesem Engagement? Welche Netzwerke haben sich entwickelt? Wie sind diese zustande gekommen? Wie organisiert sich die Zusammenarbeit zwischen Community und Museum? Wie können neue Communities erreicht werden? Mit diesen Fragen beziehen wir uns auf historische Museen im Allgemeinen sowie auf jüdische Museen und Sammlungen im Besonderen.
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann freuen wir uns auf Ihr Exposé (nicht länger als 2000 Zeichen inkl. Leerzeichen) und Ihren Lebenslauf (nicht länger als 500 Zeichen inkl. Leerzeichen) bis zum 02.09.2022. Die Vorträge sollten eine Redezeit von 20-30 Minuten nicht überschreiten. Im Anschluss an jeden Vortrag planen wir eine 10-minütige Fragerunde ein.
Ihr Exposé und Ihren Lebenslauf schicken Sie bitte als PDF an: b.gierke@3landesmuseen.de oder h.poetzsch@3landesmuseen.de.
Die Tagung soll am 17./18. April 2023 analog in Braunschweig stattfinden. Reise- und Übernachtungskosten der Referent*innen werden erstattet. An eine Publikation der Redebeiträge in Buch- und Open Access-Form ist gedacht.