In Kooperation mit dem Braunschweiger Dom präsentiert das Braunschweigische Landesmuseum das mediale Projekt „Believe in me“ der Künstlerinnen Rita de Matos und Sarai Meyron. Als Interventionen werden die VR-, Video- und Klanginstallationen vom 07.07.– 10.09.2023 zu hören und zu sehen sein.
Die Virtual-Reality-Installation „Questions of Faith (Part I and II)“ von Rita de Matos nimmt die Sakralarchitektur des Braunschweiger Doms zum Ausgangspunkt einer schonungslosen Auseinandersetzung mit Prozessen nationaler und religiöser Vereinheitlichung, Kontrolle und Disziplinierung, wie sie aus Sicht der Künstlerin prägend für das abendländische Christentum waren und sind. Die Politisierung des christlichen Glaubens ist das zentrale Thema von Rita de Matos. Auf diese Weise möchte sie nachvollziehen, wie eng persönliche Spiritualität und politische Kontrolle miteinander verwoben sind und wie leicht der Glaube im Dienst staatlich-patriarchaler Machtausübung zum Instrument der Ausgrenzung werden kann. Hinweis! Die Installation der Künstlerin wird aufgrund von Baumaßnahmen im Dom nicht durchgängig zu hören sein. Informationen zur Zugänglichkeit entnehmen Sie den Medien des Braunschweiger Doms.
Mit der episodischen Video-Installation „Memory of maybe tomorrow” verleiht Sarai Meyron den unterschiedlichen, oft widersprüchlichen Aspekten des Zionismus Körper und Stimme. Die bewusst subjektiv und persönlich gehaltene Auseinandersetzung mit dem Zionismus stellt einen wichtigen Beitrag zeitgenössischer jüdischer Kunst in Braunschweig dar. Sie beginnt bei den Anfängen der zionistischen Idee als Ausdruck der Hoffnung auf einen sicheren Zufluchtsort für das Jüdische Volk. Über die Staatsgründung Israels geht sie schließlich über zur heutigen politischen Gegenwart und fordert zum Dialog auf.
Dass die künstlerischen Arbeiten aus der Sammlung des Braunschweigischen Landesmuseums, namentlich den Drucken des zionistischen Künstlers Ephraim Moses Lilien (1874–1925), und aus der Architektur des Braunschweiger Doms heraus inspiriert wurden, ist für die gastgebenden Institutionen ein erfreulicher Umstand. „Wir begreifen das Museum als Raum, in dem Fragen unserer Gegenwart und Zukunft vor dem Hintergrund unserer Vergangenheit diskutiert werden können“, so Heike Pöppelmann, Direktorin des Landesmuseums. „Beide Künstlerinnen beeindrucken damit, wie sie ihr Nachdenken über historische Prozesse, mit all ihren Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben bis in die Gegenwart, in eine künstlerische Sprache übersetzen.“
Rita de Matos und Sarai Meyron lernten sich während ihres Studiums an der HBK Braunschweig kennen. Aufgewachsen in Portugal und Israel nutzen beide den Hintergrund ihrer Sozialisation für eine kritische Auseinandersetzung mit den sie prägenden Glaubensstrukturen sowie der Verflechtung von Nationalität und Religion. Beide verbindet das Interesse an der politischen Genese und Geschichte ihrer Herkunftsländer. Zugleich beziehen sie Stellung zum Leben in Deutschland als Person mit westeuropäischen bzw. jüdisch-israelischen Wurzeln.
Die Interventionen können zu den Öffnungszeiten des Landesmuseums Hinter Aegidien (Di–So von 11 bis 18 Uhr) und des Braunschweiger Doms (Mo–So von 10 bis 17 Uhr) besucht werden. Der Eintritt zur Klanginstallation im Braunschweiger Dom ist frei, der Besuch der Intervention im Landesmuseum Hinter Aegidien ist im Eintrittspreis enthalten.