Schatz aus der Tiefe

Silbermedaillen der Welfen

Dauerausstellung

Silbermedaille, Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1705, inv. 67 aus der Forschungssammlung der Braunschweigischen Sprakssenstiftung

In Kooperation mit der Braunschweigischen Sparkassenstiftung präsentiert das Herzog Anton Ulrich-Museum in einer Sonderausstellung Silbermedaillen der Welfen aus der „Münzforschungssammlung der Braunschweigischen Landessparkasse in der Braunschweigischen Sparkassenstiftung“.

Münzen und Medaillen der Welfen reflektieren spannende Facetten der Wirtschafts- und Geldgeschichte: Seit Beginn des 16. Jahrhunderts wurden im Harz die neuen Silberbergwerke eröffnet und erste Silbertaler geprägt. Bald mussten die Welfen auf den Import von Silber aus dem neu entdeckten Amerika reagieren: Um die Inflation zu bekämpfen, ließ Herzog Julius gegen Ende des Jahrhunderts die großen Löser prägen. Aus dem Bildprogramm dieser außergewöhnlichen Stücke entstanden die welfischen Silbermedaillen. Die Silberbergwerke des Harzes blieben weiterhin von Bedeutung: In der repräsentativen Medaillenkunst der Welfen tauchen (neben Porträts der Fürsten und Symbolen ihrer Herrschaft) auch die Bergwerke im Harz oder der Wilde Mann als Symbolfigur des Harzes auf.

Silberbergbau und welfische Medaillenkunst

Im frühneuzeitlichen Mitteleuropa blühte der Silberbergbau auf. Mit neuen technischen Methoden konnten auch im Harz neue Silberadern entdeckt und eine beachtliche Menge Silber gewonnen werden. Das Edelmetall wurde zur Grundlage für die neuzeitliche Münz- und Medaillenprägung im Braunschweiger Land; ein großer Teil des im Harzbergbau gewonnenen Silbers wurde der Münz- und Medaillenproduktion zugeführt. Mit dem Edelmetall wurde zunächst der Taler als neu eingeführte Großmünze geprägt, in fürstlichen Kreisen verbreitete sich zugleich die Medaille als münzähnliches Repräsentationsstück. Unter Herzog Julius begann 1574 dann die Prägung der sogenannten „Löser“: großer Silberstücke im Wert des Mehrfachen eines Talers. Mit der Ausgabe der Löser sollte vermieden werden, dass bei eigener wachsender Silberproduktion zu viel Geld im Lande umlief und in das Ausland abwanderte. Durch den Zufluss großer Mengen von Edelmetall nach der Erschließung des neu entdeckten Kontinents Amerika war die Münzprägung in Europa im 16. Jahrhundert in großem Maße ausgeweitet worden, was zu einer ständig wachsenden Geldentwertung und zu Preissteigerungen führte. Herzog Julius suchte, nicht zuletzt wegen der zurückgehenden Kammereinkünfte, einen eigenen Weg, um in seinem Land den Münzverfall und die damit einhergehenden Preissteigerungen zu verhindern. Die Löser waren somit modern gesprochen eine Art Konjunkturrücklage oder Zwangsanleihe, die bei Investitionsbedarf oder im Kriegsfall wieder eingesammelt werden konnte. Damit wurde ein fester Bestand guten Silbers im Lande gehalten, ohne dass zu viel Geld umlief. Zugleich bildete sich aus dieser Entwicklung auch ein eigenes herzögliches Repräsentationsprogramm heraus, das die spätere Medaillenkunst der Welfen entscheidend geprägt hat.

Die Münzforschungssammlung der Braunschweigischen Landessparkasse

Die „Münzforschungssammlung der Braunschweigischen Landessparkasse in der Braunschweigischen Sparkassenstiftung“ ist eine Sammlung von mehr als 8.000 Münzen und Medaillen der Welfenherzöge aller Linien, der im welfischen Territorium gelegenen Städte, insbesondere Braunschweigs, und der mit den Welfen verbundenen Bistümer, Abteien und Stifte. Die Ursprünge der Münzforschungssammlung reichen ins 19. Jahrhundert zurück und liegen in Münzbeständen der Braunschweigischen Staatsbank. Die Mehrzahl der Objekte wurde von den 1960er bis 1990er Jahren von der NORD/LB erworben. Die Sammlung repräsentiert in einer sonst nicht vorhandenen Präzision die Entwicklung der welfischen Münzprägung und Medaillenkunst. Speziell für den Bereich der Braunschweiger Welfenprägungen seit ca. 1500 sucht die Sammlung ihresgleichen, sie erhält beispielsweise eine umfangreiche und einzigartige Sammlung von Lösern und Schaumünzen des 16. bis 18. Jahrhunderts. Beim Aufbau der Sammlung wurden unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten gezielt die Münzausgaben aller Jahrgänge zusammengestellt, zudem wurde bewusst auch nach Besonderheiten wie Abschlägen, Fehlprägungen und Varianten gesucht, was für unser Verständnis der frühneuzeitlichen Münzprägung von Bedeutung ist und wichtige wirtschaftshistorische Forschungen ermöglicht.

Die Ausstellung zeigt in Kooperation mit der Braunschweigischen Sparkassenstiftung ausgewählte Medaillen aus der bedeutenden „Münzforschungssammlung der Braunschweigischen Landessparkasse in der Braunschweigischen Sparkassenstiftung“. Die Sammlung soll dem Museum langfristig als Dauerleihgabe zur Verfügung stehen und in der Ausstellung werden regelmäßig weitere Themen aus dem Sammlungsbestand vorgestellt.

Kontakt

Prof. Dr. Johannes Wienand

Leitung Münzkabinett

E-Mail j.wienand@3landesmuseen.de
Telefon 0531 1225 - 2464
Fax 0531 1225 - 2408

Herzog Anton Ulrich-Museum
Museumstr. 1
38100 Braunschweig