Begleitend zur Landesausstellung „Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn“ präsentiert das Herzog Anton Ulrich-Museum die Ausstellung „Caesaren, Helden & Heilige. Der römische Soldat in neuzeitlichen Darstellungen“ in der Kemenate der Burg Dankwarderode.
Mit rund 90 Objekten versammelt das Kunstmuseum Caesaren, Helden und Heilige, die einen außergewöhnlichen Blick auf die römische Antike erlauben. Die Ausstellung zeichnet unter anderem mit Grafiken, Majoliken, Porzellan- und Elfenbeinobjekten sowie Bronze- und Goldschmiedearbeiten ein detailliertes Bild der neuzeitlichen Rezeption antiker Themen und Bildmotive. Mit den idealisierten bildhaften Darstellungen bietet das Museum ein spannungsvolles Kontrastprogramm zur harten Realität der römischen Antike, die in der Landesausstellung „Roms vergessener Feldzug. Die Schlacht am Harzhorn“ im Braunschweigischen Landesmuseum zum Tragen kommt.
Caesaren als bevorzugte historische Leitbilder und auch als angeblich nachgewiesene Urahnen der neuzeitlichen europäischen Fürsten waren in der Frühen Neuzeit gern gesehene Bildgegenstände. Vor allem die ersten 12 antiken Kaiser wurden als komplette Reihe siegreicher Imperatoren präsentiert, die durch Soldatenkleid, Brustpanzer, Feldherrnmantel und Lorbeerkranz gekennzeichnet waren.
Die Taten antiker Kriegshelden bereicherten seit der Renaissance das Repertoire der traditionellen Heroenerzählungen und inspirierten die Künstler zu neuen Werken. In der Ausstellung steht die Fürstenberger Porzellan-Figur des Marcus Curtius, die auch als Werbemotiv ausgewählt wurde, stellvertretend für diese Faszination. Das Kunstobjekt führt die Darstellungsweise der Kunst der Barockzeit vor Augen, in der Dynamik und bewegte Formen ein bevorzugtes Ausdrucksmittel waren. Der römische Feldherr Marcus Curtius stürzte sich auf seinem Pferd heldenhaft in eine Erdspalte, um die zürnenden Götter der Unterwelt zu besänftigen.
Das im Alten Testament entworfene Ideal vom wehrhaften Gläubigen, der als Krieger gegen das Böse kämpft, wurde in der Frühen Neuzeit durch das Bild einer männlichen antik gewandeten Kriegsfigur verkörpert. Auch bekannte Heilige, die ihr zumeist kurzes Leben während der Antike verlebten, wurden von Künstlern der Frühen Neuzeit in antiken Gewändern und Landschaften präsentiert – eine Darstellungsweise, die den Forderungen nach einer möglichst genauen und authentischen Abbildung entsprach.
Neben der antikisierenden Darstellung christlicher und mythologischer Historischen und Motive adaptierten sowohl weltliche als auch geistliche Machthaber antike Bildtraditionen, um abstrakte Begriffe wie Stärke oder Kampfbereitschaft zu veranschaulichen. Die Darstellung des antiken Soldaten mutierte in dieser Bedeutung zu einer zeitlosen Bildchiffre, die sich vor allem in der Emblematik wiederfindet. Die zeitgenössische Darstellung römischer Soldaten hatte für Renaissance- und Barockfürsten nicht nur die Funktion einer Wiederbelebung antiker Kulturerscheinungen, sondern war auch Propagandamittel zur Idealisierung der eigenen Herrschaft. Werbewirksam inszenierten sich die Herrscherpersönlichkeiten als antike Potentaten, Kriegshelden oder sogar als mythologische Figuren, wie die in der Ausstellung gezeigte Reiterskulptur Herzog August Willems (um 1720) veranschaulicht.
Mit der Wiederentdeckung der „Germania“ von Tacitus im Jahr 1455 fanden neben der römischen Bildwelt auch germanische Themen ihren Weg in die Kunst. Die Fürstenberger Porzellanmanufaktur produzierte Ende des 18. Jahrhunderts eine Serie mit germanischen Porzellanfiguren, die dem damaligen Bild entsprachen und sich an den Stichen des ausgehenden 17. Jahrhunderts von Joachim von Sandrart orientierten. Das Kunstmuseum stellt in der Ausstellung ausgewählte Porzellane den Originalstichen von Sandrart gegenüber, die sich ebenfalls in der Sammlung des Hauses befinden.